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Oberbegriff/emergentes Produkt aus den Komponenten Glaube, Glaubensgemeinschaft und Kirche. Der Glaube ist zunächst ein Spezialfall des Denkens, eben Glauben, und der Informationen, ein Wert. Nicht jedes Glauben stiftet Religionen. Zu einem religiösen Glauben wird er in dem Maße, indem er gemeinschaftsbildende Kraft entfaltet. Es entsteht eine Gemeinschaft der Gläubigen, die durch gemeinsame Praxis, Beten, Singen, Feste feiern … , die Vorstellungswelt des Individuums überschreitet. Der Glaube wird sichtbar (in der Wahrnehmungswelt). Wenn diese Gemeinschaft Institutionen ausbildet, ihre Normen kodifiziert und Instanzen schafft, die Gesetze zu kontrollieren, entsteht die Kirche bzw. anders bezeichnete Institutionen in der sozialen und kulturellen Wirklichkeit. In der Kirche wirken religiöse Vorstellungen nicht nur als Werte sondern werden zu Programmen sozialen und kultureller Praxis. Sie emergiert primär im Kosmos. Sie beschränkt sich nicht auf Glauben und Wahrnehmen sondern ist eine materielle Realität, die nur durch Handlungen (z.B. Taufe, Weihen …) existiert und materielle Räume braucht.
Prämiertes Objekt religiöser Praxis ist die Vorstellungswelt, jener Zwischenraum zwischen dem unendlichen Universum und dem von den Menschen erkundeten Kosmos. Zwischen dem Glauben, der letztlich für die Menschen unvermeidlich ist und der Kirche, die die Glaubenswelt (als eine Komponente der Vorstellungswelt) sozial kodifiziert, ist also zu unterscheiden. Von beiden ist die Gemeinschaft der Gläubigen abzugrenzen. Die Religionen lassen sich danach unterscheiden, welche der drei Komponenten prämiert werden.
Allen christlichen Religionen ist gemeinsam, daß sie die drei Komponenten ausdifferenziert und über deren Relationen gestritten haben. Dies mag ein Unterschied zu den islamischen Religionen sein.