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die Definition Gottes im Christentum als emergenten Produkt aus Vater, Sohn und Heiligem Geist. Auf der Synode von Nicäa (325) angenommen und für die Glaubenspraxis institutionalisiert.
Die christliche Lehre von der trinitas/Trinität (auch Heilige Dreifaltigkeit) geht von der Vorstellung von ‘drei Personen (Vater, Sohn, Heiliger Geist) in einer einzigen göttlichen Wesenheit’, so eine der vielen Ausformulierungen der Trinität, aus.
Die Synode (auch 1.Konzil) von Nicäa, 325 von Kaiser Konstatin einberufen, vollzieht den ersten Schritt beim Übergang vom alttestamentlichen Monotheismus und der in der Taufformel des NT (Mt. 28,19) vorgeprägten Trias Vater, Sohn und Heiliger Geist zum dreifaltigen Gottesbild.
Wie Gott zugleich als Einheit als auch in seiner dreifaltigen Existenz vorzustellen ist, bleibt eine offenbar immerwährende Aufgabe der Christen und ihrer Theologen. Die Klassifikation als 'Monotheismus' wird diesem Verständnis von Gott nicht gerecht. Sie verharmlost die Unterschiede im Gottesbegriff der Juden und der Christen sowie zwischen dem Alten und dem Neuen Testament und fällt jedenfalls hinter die Diskussion des 3. bis 6.JHs zurück.
'Erster Schritt', weil in den Beratungen das Verhältnis zwischen Vater und Sohn im Vordergrund stand, und die Einbindung des Heiligen Geistes kaum eine Rolle spielte. Das wird dann in Konstantinopel nachgeholt. Unklar blieb in Nicäa auch, wenn man dem Bericht des Athanasius von Alexandria Über die Beschlüsse der Synode folgt, die Beziehung zwischen Gottvater als einem Faktor der Trias und dem allmächtigen Gott als emergenten Produkt der drei Wesenheiten/der Trias. Dabei hatte Dionysius von Rom schon früher zwischen Gottvater und dem Gott des Alls unterschieden: Es "besteht die die dringende Notwendigkeit, daß die göttliche Trias
Viele Auseinandersetzungen in der frühchristlichen Kirche, spätestens seit dem Auftreten des Presbyters Arius (317) bis zur 11. Synode von Toledo 675 lassen sich erstens als Streit darüber verstehen, ob Gott überhaupt als emergentes Produkt einer Triade gedacht werden kann (was die Arianer verneinten) und zweitens, welche Rangordnung gegebenenfalls zwischen Faktoren der Trias herrschen soll (Subordination).
Nach 380 (Dreikaiseredikt) und dem 1. Konzil von Konstantinopel (381) gelten als Christen nur diejenigen, die 'an die eine Gottheit des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes bei gleicher Majestät und Heiligen Dreifaltigkeit' glauben.
Die heute von den meisten christlichen Kirchen anerkannte Formulierung findet sich im 'Nizäano-Kostantinopolitanum', dem auf der 2. Synode von Konstantinopel verabschiedeten Glaubensbekenntnis. Es unterscheidet zwischen einer Usia/einem Wesen des Allmächtigen und seinen drei Hypostasen/Personen. Dem Wesen nach ist das Christentum Monotheismus, den Gläubigen erscheint der Gott dreifaltig. Damit ist auch, die auf das Alten Testament zurückgehende Interpretation der orthodoxen Dreifaltigkeiten abgedeckt.
Augustinus (354-430) entwickelt in seinen 15 Bücher De Trinitate viele echte und unechte Triaden über die verschiedensten Objekte und beschäftigte sich intensiv mit den Beziehungen zwischen den drei Faktoren der Trias der Trinität. Für das NTD wichtig ist seine Übertragung der göttlichen Trinität auf den Menschen: Auch das Menschenbild sollte triadisch - wie auch immer - modelliert werden.
Robert Campin: Dreifaltigkeit, 1380, Ermitage St. Petersburg
Die christliche Dreifaltigkeit ist das Paradigma vollendeten triadischen Denkens im Abendland. Kein anderes Objekt ist bisher gründlicher triadisch erfaßt.
PDF: Mittelalterliche Modelle der Trinität
Die Trinität im Verständnis des NTD
Das NTD sieht in der Dreifaltigkeit ein Komplexitätsmodelle. Entsprechend unterscheidet es Qualitäten, Quantitäten und die Komposition. Elemente, Ebenen und Beziehungen - wie bei jedem triadischen Modell. Während die Trinität in der Auslegung der frühen Christen un der Kirchenväter wesentlich als Komposition behandelt wurde, dann auch die Qualitäten der Trias eine Rolle spielten, führt das NTD die Kategorie Quantität ein. Damit wird es möglich die Verhältnisse zwischen Vater, Sohn und Heiligem Geist - und aller anderen Faktoren einer Trias - quantitativ zu bestimmen. Je nach den Perspektiven der Gläubigen tritt mal mehr Jesus Christus, mal mehr der Vater, mal mehr der Heilige Geist hervor. Immer aber bleiben sie auf einer Ebene.Nach triadischem Verständnis ist eine Komposition das Produkt aus Elementen, Ebenen und Beziehungen. Der Faktor Ebene spielt in der frühchristlichen Diskussion selten eine explizite Rolle, aber er ist erforderlich, um die Unterschiede zwischen dem "Gott des Alls" und den Faktoren der Trias zu verstehen. Alle drei Faktoren liegen auf einer andere Ebene als Gott.
Das NTD übernimmt also Bestimmungen der Dreifaltigkeitstriade, präzisiert sie zu einem Komplexitäts- und Komponentenmodell, verallgemeinert sie und wendet sie auf andere Objekte an. Damit entsteht das Problem, Beziehungen zwischen Triaden zu klären, was dem alten triadischen Denken nicht notwendig war. Es entwickeln sich Regeln der Typisierung und der Klassifikation, die sich z.B. auch in der Triadentrias als Modell einer hierarchischen Verknüpfung von Triaden äußern. Auch der Bereich, den Triaden - nun im Plural - steuern und regeln können, erweitert sich von der Glaubenspraxis zu aller Praxis der Menschen, sozialen Gemeinschaften und Kulturen. Für das NTD steht nicht das Glauben sondern die Praxis als zu programmierendes und zu modellierendes Phänomen im Vordergrund.
Die Bedeutung des dreifaltigen Christentum für die Staatenbildung, die Industrialisierung und die Wissenschaften in Europa kann kaum überschätzt werden.
Die Beziehungen zwischen dem dreifaltigen Christentum und den europäischen Nationalstaaten mit ihrer funktionalen Zusammenarbeit (und Trennung) von Wirtschaft, Religion, Politik, Wissenschaft u.a., der Gewaltenteilung und pluralistischen Verfassungen ist weit enger, als dies in den vielen Sozial- und Ideengeschichten der Säkularisierung, der Entzauberung und Aufklärung im Gefolge der Renaissance dargestellt wird. Es bedurfte triadischen Denkens, um Kirche (Glauben), Staat (Politik) und Wirtschaft (Geld) zu trennen und den kulturellen Subsystemen eine je eigene Identität und damit auch Existenzberechtigung zu geben. Darin liegt eine Bedeutung der Reformation Luthers. Seine Widersacher schreckten vor der konsequenten Grenzziehung zurück.
Der Glaube an den dreifaltigen Gott verlangt und fördert ein triadisches Wahrnehmen, Denken und Handeln. Und erst diese Form der 'Weltanschauung' ermöglicht den Aufbau jener Sozialstrukturen, die die europäischen Nationalstaaten so einzigartig gemacht haben: Differenzierung und Individualisierung auf der einen Seite und zugleich Integration der Teile unter einem (nationalstaatlichen) Dach. Die politische Gewaltenteilung, die neuzeitliche Wissenschaft mit der Trennung von Daten, Gesetzen und Bewertungen, die Verwaltung (Bürokratie) mit ihrer Trennung von Person, Profession und funktionaler Rolle und manche weitere Triaden beruhen auf triadischen Wahrnehmen, Denken und Handeln.