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Die vielen Facetten unserer Vorstellung von Praxis führen im Alltag zu Mehrdeutigkeiten des Begriffs und des Wortes.
Wenn von einer 'großen anwaltlichen Praxis' die Rede ist, kann erst der Kontext klären, ob damit lange (und gute) praktische Erfahrung des Anwalts, oder ausgedehnte Kanzleiräumlichkeiten, oder/und viel Personal, oder weitläufige Interaktion - oder eine Kombination dieser Dimensionen - gemeint ist.
Zusammenfassend lassen sich mindestens die folgenden konstitutiven Merkmale eines alltäglichen Begriffs von Praxis festhalten:
• Der Mensch ist, in welcher Emergenzform auch immer, das Subjekt jeder Praxis, der Praktiker.
• Zu jeder Praxis gehören Praktiken der Menschen.
• Jede Praxis macht Sinn und verfolgt Zwecke..
• Ob beabsichtigt oder nicht, immer finden Transformationen von Dingen statt.
• Jede Praxis findet in Räumen (Arztpraxis, Werkstatt, Büro...) statt und gestaltet diese
• Jede Praxis setzt Prozesse in Gang, die Zeit und Energie verbrauchen.
• Jede Praxis hat es auch mit entweder mit Informationen oder mit Körpern, Gegenständen, Medien/Werkzeugen zu tun oder es finden Bewegungen im Raum statt.
• Jede Praxis schafft Erfahrungen, also Informationen in unterschiedlichen Formen, auch in Form von Theorien und verändert die Praktiker.
Fazit:
Zwar ist ein triadisches Verständnis der Praxis im Alltag nicht üblich, aber es steht, auch nicht im Widerspruch zu seinen vielfältigen Facetten. Man kann das praxeologische Verständnis als eine Auswahl aus der Bedeutungsvielfalt alltäglicher Praxis verstehen - nach gehöriger Erkundung ihrer Breite und Tiefe und der anschließenden triadischen Systematisierung und Typisierung.