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Das Verhältnis zwischen Praxis- und Handlungstheorie
Nach der Behandlung des Verhältnisses zwischen der triadischen Praxeologie und der Systemtheorie ist es, zumindest für die theoretischen Diskurse in Deutschland, angebracht, das Verhältnis zu Handlungstheorien anzusprechen. Auch hier gilt: Die Basis und Untersuchungszelle des NTD® ist die Praxis, nicht die Handlung. Die Handlung wird als Praktik der Praktiker in der individuellen Praxis modelliert. Das NTD® hat eine Handlungstheorie - als Subtheorie der Praxistheorie - sie reduziert sich aber nicht auf eine solche.
Das skizzierte Modell der Praxis schließt sich allerdings gut an die zentralen Vorstellungen des Pragmatismus an, wie er von William James (1842 - 1910) in Amerika formuliert wurde, an. Die Erfolge der Praxis zeigen sich im Erreichen der Zwecke, wenn richtige Beobachtungen und kluge Schlüsse dazu beitragen, umso besser.
"A pragmatist turns his back resolutely and once for all upon a lot of inveterate habits dear to professional philosophers. He turns away from abstraction and insufficiency, from verbal solutions, from bad a priori reasons, from fixed principles, closed systems, and pretended absolutes and origins. He turns towards concreteness and adequacy, towards facts, towards action, and towards power." (James 1907, hier dt. 1975, S.29)
In vielerlei Hinsicht kann man die Position von James als eine Prämierung des Handelns vor dem Denken ansehen. Sein Pragmatismus berücksichtigt leider die Interaktion der drei Praktiken: Wahrnehmen, Denken und Handeln nicht explizit.
Viele philosophische Dispute um den Pragmatismus würden sich erübrigen, wenn man die Triade der Praktiken berücksichtigte und die Aussagen nach den drei Faktoren differenzierte. Schon dies würde die Formulierung der WaDeHa-Triade legitimieren. So kann das Wahrheitsproblem nicht vom Tisch wischen, indem man das Handeln bzw. materielle Produkte zum einzigen Erfolgskriterium der Praxis macht. Das Denken bleibt immer Teil der Praxis und folgt eigenen Gesetzen, die sich nur teilweise aus den Programmen und Kriterien des Handelns oder einer darauf reduzierten Praxis ableiten lassen. Ebenso unfüglich wäre es, wenn wir die 'Wahrheit' von Aussagen oder von Daten beim Beschreiben der Praxis pars pro toto als Kriterium nehmen würden - wie dies auf die analytische Wissenschaftstheorie bzw. den Positivismus zutrifft. Für die Praxis als Handeln zählt der Erfolg, der in weiteren Schritten wieder überdacht und dabei auch bewertet werden kann. Richtige, logische Schlüsse sind dafür in der Tat bestenfalls nur eine Gelingensbedingung unter anderen. Adäquate Wahrnehmungen eine weitere.
Das pragmatische Modell der Praxis, welches eindeutig das Handeln vor der Wahrnehmung und dem Denken prämiert, paßt gut zum Selbstverständnis vieler communities in den Vereinigten Staaten. Die Systemtheorie sensu N. Luhmann (1997) mit ihrer Prämierung der Wahrnehmung, ja sogar der Selbstwahrnehmung bzw. der Beobachtung 2. und 3. Ordnung erfreut sich andererseits größerer Akzeptanz in akademischen Kreisen in Europa, mindestens im deutschsprachigen Raum.
Die triadische Praxeologie nutzt sowohl die system- als auch die handlungstheoretischen Ansätze und führt sie in ihren Modellen zusammen, weist ihnen Orte zu.
Man kann den triadischen Ansatz schließlich noch in Beziehung zu jenen Theoretikern setzen, die ebenfalls schon Entwürfe für die Verschränkung von Handlungs- und Systemtheorie vorgelegt haben.
Einen solchen nachhaltigen Versuch machte Talcott Parsons. Am Anfang steht die strukturalistische Handlungstheorie (The Structure of Social Action (1937). Schon in der Toward a General Theory of Action (gemeinsam mit E. Shils 1951) werden 'action' und 'system' verknüpft und wird als ein Verbindungsglied 'goal attainenment', die Erreichung von Zielen, zu einer Säule seines Modells. Die Behandlung der System-Umwelt-Beziehungen nimmt breiten Raum ein. The System of Modern Societies (1971) leistet dann einen bedeutenden Beitrag zur triadischen Klassifikation der Gesellschaftssysteme. Es ist kaum verwunderlich, daß die Praxissystemtheorie des NTD® manches von T. Parsons geerbt hat. Im Gegensatz zum hier vorgestellten triadischen Ansatz des NTD® arbeitet Parsons allerdings (fast) durchgängig und sehr konsequent mit Tetrade, Viererschemata. Bei der Typologie der Systeme bevorzugt er dann allerdings eine Trias.