Lexikon des NTD® und der TriPrax

Definitionen und Begriffsklärungen

Lexikon der Begriffe des Neuen Triadischen Denkens® (NTD) und der Triadischen Praxeologie(TriPrax).

Definitionen sind für das NTD® eine heikle Angelegenheit, weil sie immer nur einen bestimmten Geltungsbereich haben, der eigentlich mitkommuniziert werden sollte. Manche Grundannahmen über das triadische Denken treffen beispielsweise auch auf viele andere Arten des Denkens zu, aber eben nicht auf alle. Aussagen über die individuelle Praxis gelten für die individuelle Praxis und es sollte geprüft werden, ob sie sich auf die soziale Praxis übertragen lassen. Ggfs. sind Modifikationen erforderlich. Dies umsomehr als sich die Entwicklung des NTD im Fluß befindet; manche Lemma widerspiegeln einen älteren Stand der Theorieentwicklung und harren einer Anpassung. Viele Modelle sind gut geprüft, andere beruhen vorerst nur auf logischen Deduktionen.
"Die Werke sind nur gut, soweit sie bessere entstehen lassen." Alexander von Humboldt an Charles Darwin, 18. Sept. 1839
Es ist mit den Definitionen/Modellen/Programmen wie mit allen anderen tools: Ohne Anamnese und Diagnose der Anwendungssituation - also der Art der Praxis -, kein sinnvoller Einsatz. Immer gilt: 'Die Herrlichkeit solcher Haupt- und Grundbegriffe erscheint nur dem Gemüt, auf welches sie ihre unendliche Wirksamkeit ausüben, erscheint nur der Zeit, in welcher sie, ersehnt, im rechten Augenblicke hervortreten.' Goethe im 8. Buch von 'Dichtung und Wahrheit'
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Pragmatismus =

eine Spielart problemlösender Ansätze, die die Praxis auf das Handeln reduzieren.
Historisch wird er meist auf William James und seine Chicagoer Vorlesungen vor dem Ersten Weltkrieg zurückgeführt. Statt nach 'Wahrheit' beurteilt er die Praxis nach deren Erfolgen für die Praktiker: "A pragmatist turns his back resolutely and once for all upon a lot of inveterate habits dear to professional philosophers. He turns away from abstraction and insufficiency, from verbal solutions, from bad a priori reasons, from fixed principles, closed systems, and pretended absolutes and origins. He turns towards concreteness and adequacy, towards facts, towards action, and towards power." (James 1907, hier dt. 1975, S.29; Quellentexte und Wirkungsgeschichte bei Mike Sandbothe 2000 und 2001)
In vielerlei Hinsicht kann man die Position von James als eine Prämierung des Handelns vor dem Denken ansehen. Sein Pragmatismus differenziert jedoch die Praxis zu wenig und berücksichtigt deren Komponenten: Wahrnehmen, Denken und Handeln nicht explizit. Man kann das Wahrheitsproblem nicht vom Tisch wischen, indem man das Handeln bzw. materielle Produkte zum einzigen Erfolgskriterium macht. Das Denken bleibt immer Teil der Praxis und folgt eigenen Gesetzen, die sich nicht aus den Programmen und Kriterien des Handelns oder einer darauf reduzierten Praxis ableiten lassen. Ebenso unfüglich wäre es, wenn wir die 'Wahrheit' beim Beschreiben der Praxis pars pro toto als Kriterium nehmen würden. Für die Praxis als Handeln zählt der Erfolg, der in weiteren Schritten wieder überdacht und dabei auch bewertet werden kann. Richtige, wahre Analysen sind dafür in der Tat nur eine Gelingensbedingung. Adäquate Wahrnehmungen eine weitere. Viele philosophischen Dispute um den Pragmatismus würden sich erübrigen, wenn man die Triade der Praktiken berücksichtigte und die Aussagen nach den drei Faktoren differenzierte. Schon dies würde ihre Formulierung legitimieren.


Die Prämierung der Produkte des Handelns, des outputs, auf Kosten der Produktionsprozeß führt dazu, daß der Prozeß meist nur als Mittel angesehen wird, um zu den Produkten zu gelangen. Auf die Spitze getrieben wird die philosophische und wissenschaftstheoretische Legitimation durch den Pragmatismus a la John Dewey (1859 - 1952). Es ist ethisch und politisch gefährlich, Aktivitäten, nicht nur Handeln, durch den Handlungserfolg und diesen durch die zielkonformen Produkte zu bestimmen. Von da ist es nicht weit zu den Zwecken, die die Mittel heiligen!

Ein erster Versuch, Pragmatiker und Systemiker in einer Sozialtheorie zusammenzubringen, machte Talcott Parsons, der in Deutschland - wenn auch nur kurz - studierte, promovierte, und Klassiker der deutschen Soziologie übersetzte. Am Anfang steht die strukturalistische Handlungstheorie (The Structure of Social Action (1937). Schon in der Toward a General Theory of Action (gemeinsam mit E. Shils 1951) werden action und system verknüpft und wird ein goal attainenment, die Erreichung von Zielen zu einer Säule seines Modells. Systemischer wird es mit The System of Modern Societies (1971). Eine vergleichbar deutliche Konfrontation der beiden Schulen, der pragmatischen und systemischen wie in Deutschland, hat es in Amerika nicht gegeben. Das deutet sich schon bei Talcott Parsons an, dessen Systemtheorie sich als general action theory versteht. Im Gegensatz zum triadischen Ansatz des NTD arbeitet Parsons durchgängig und sehr konsequent mit Tetrade, Viererschemata.

lexikon, id1286, letzte Änderung: 2024-10-22 16:47:17

© 2025 Prof. Dr. phil. habil. Michael Giesecke