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in abstrakter Form das Ergebnis des Vergleichens von komplexen Objekten mit einem Maßstab/einem Kriterium. Gleichheit gibt es also nur in Relation auf etwas in einer Praxis, die das Vergleichen zum Ziel ihrer Praktiken macht. Jedes Vergleichen schafft dann nicht nur Gleiches sondern auch Unterschiede.
Die einseitige Prämierung der Gleichheit (Homogenität) vor der Heterogenität ist ein Kennzeichen der politischen Wertvorstellungen der europäischen Neuzeit.
Werte Europas
Das war Lorenz von Stein (Die sozialen Bewegungen der Gegenwart) schon 1848 denkbar klar: "Diese Gesellschaft, als eine Gesellschaft der Ungleichen, bildet einen fortwährenden Widerspruch mit dem Begriffe des Menschen, der die Gleichheit fordert." Und weiter: "Der ganze Kampf vorigen Jahrhunderts, der Kampf der nicht privilegierten Stände gegen die privilegierten, hat in allen Völkern (in Europa) wie in allen Gestalten, in denen er erschienen, eine gemeinschaftliche Grundlage gehabt.. Daher war der Gedanke der rechtlichen Gleichheit aller Menschen." (S. 483)
"Die Idee der Gleichheit der Menschen ist im höchsten Sinne des Wortes eine germanische Idee. So großartig auch Philosophien des Altertums in manch anderer Beziehung sein mögen, zu diesem Prinzip haben sie sich in keiner Schule, in keinem Philosophen erhoben. Erst die germanischen Völker brachten sie der Weltgeschichte. . . Die Gleichheit der Staatsbürger war die allgemeine Grundlage aller Verfassungen."(S. 490, zit. nach Pankoke, Eckart (Hg.): Gesellschaftslehre, Frankfurt am Main 1991 (= Bibliothek der Geschichte und Politik, herausgegeben von Reinhart Koselleck, Bd.18)
Marx und Engels mochten sich im gleichen Jahr in ihren 'Kommunistischen Manifest' nicht mit einer Gleichheit vor und in der Verfassung zufrieden geben.
lexikon, id1123, letzte Änderung: 2021-02-16 17:01:31