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allgemein eine Praxis, die auf Erkenntnisgewinn spezialisiert ist und in der die Praktik Denken als sprachlich-begriffliche Reflexion ausgebaut wird.
Im NTD genauer eine Form der Praxis, die das Denken (bzw. die Datenverarbeitung in sozialen und kulturellen Systemen) → prämiert und symbolisch ausdifferenziert und Wahrnehmen und Handeln in seine Dienste stellt. Der Informationsgewinn wird hochgradig strukturiert und hat eine zielgerichtete → Beobachtung zum Ideal. Das Handeln wird zum → Beschreiben, dem symbolischen Materialisieren der Datenverarbeitungsergebnisse, der Modelle. Die Strukturen der Praxis werden so zugerichtet, daß sie der Datenverarbeitung bestmögliche Rahmenbedingungen geben.
Epistemische Praxis produziert aus vorwiegend visuellen Daten vorwiegend sprachlich kodierte Aussagen und Modelle die zu symbolische Beschreibungen zusammengefügt werden, die von Dritten wahrgenommen und überprüft werden können.
Es werden je nach der Prämierung der drei Praktiken drei Typen epistemischer Praxis unterschieden: empirische mit der Prämierung der Wahrnehmung, theoretische mit der Prämierung der Modellbildung und angewandte oder experimentelle mit der Prämierung des Handelns.
Typen epistemischer Praxis
Die Erkenntnis entsteht aus einer besonderen Form des Zusammenwirkens von Wahrnehmen, Denken und Handeln. Je nachdem, wie die Rangordnung der Praktiken ausfällt, entstehen Subtypen.
- Wenn wir in der epistemischen Praxis das Denken prämieren, reden wir von Reflexion bzw. reflexiver oder theoretischer epistemischer Praxis. Die entschiedenste Prämierung des Denkens findet bei der Modell- bzw. Triadenbildung und noch stärker bei der Reflexion der Triadenbildung, einem Spezialfall epistemologischer Praxis, statt.
- Nimmt die Wahrnehmung in der Trias der Praktiken den 1. und das Denken den 2.Rang ein, so kann man von empirischer epistemischer Praxis sprechen.K. Holzkamp (1975) hat in dieser Absicht von 'sinnlicher Erkenntnis' gesprochen. Sie wird am besten durch die Rangordnung Wahrnehmen, Denken, Handeln erfaßt. Diese Rangordnung entspricht weitgehend dem, was man im Alltag für die die "richtige" Reihenfolge im Erkenntnisprozeß hält.
- In der experimentellen epistemischen Praxis rückt das Handeln in den Mittelgrund. Wenn wir die Modelle in Handlungen und Produkte testen, können wir auch von replikativer Forschung sprechen.
Jede epistemische Praxis führt zu Verallgemeinerungen,zu einer → Abstraktion. Das liegt letztlich daran, daß weder der Mensch, noch Kulturen, noch soziale Gemeinschaften die Objekte in deren Totalität erfassen können. Sie sind überkomplex und im Prozeß der Reduktion ihrer mannigfaltigen Merkmale entstehen Modelle, die abkürzen und prämieren.
Für die epistemische Praxis und die Transformation von Informationen gelten folgende Triaden:
• Epistemische Basistriade (strukturell): Standpunkt, Perspektive/Relation, Ding/Objekt
• Forschungssystem: Forscher, Auftrag/Frage, beforschtes System
• Epistemische Praxis (Dynamik): Beobachten, Reflexion, Beschreiben
• Standpunkte: Ich - Du- außenstehender (3.) Betrachter
• Perspektive: Umwelt - Selbst - Beziehung(Umwelt-Selbst)
• Informationsverarbeitung: Datengewinn, Prozessieren/Verarbeiten, Speichern/Darstellen
• Informationsverarbeitendes System(strukturell): Sensor, Prozessor, Effektor