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Alle Objekte der Welt emergieren als Dinge in Zeit und Raum. Sie durchlaufen Metamorphosen - auch unabhängig von jeder Praxis.
Emergieren können nur die Eigenschaften von Dingen - einschließlich der als Dinge aufgefaßten Prozesse und Räume.
Das NTD kann sich nicht mit einer bloß praxeologischen - und erst recht nicht einer bloß epistemischen - Emergenz zufrieden geben. Dies würde nur den von Horst Eberhard Richter so schön beschriebenen 'Gotteskomplex' , also der Vorstellung von dem Menschen als Krone und Angelpunkt der Schöpfung, fortschreiben. Klar, daß dies verlockend ist, weil der Mensch sich so der Mühe einer Dezentrierung entzieht. Wenn es jedoch Welt unabhängig vom Menschen gibt, dann auch Emergenz unabhängig vom Menschen und jenseits vom → Kosmos und den → Vorstellungswelten!
Es gibt klare Abhängigkeiten zwischen dem ontologischen und dem praxeologischen Emergenzkonzept. Das praxeologische Emergenzkonzept ist für das NTD (u.a.) erforderlich, um den Dingen trotz ihrer Wandlungen eine Identität zu sichern. Es ordnet den Wandel der Welt und ihrer Bestandteile. Insofern macht es wenig Sinn vom (unvermeidlichen) Wandel der Welt zu sprechen, ohne zugleich den Dingen unterschiedliche Emergenzformen zuzuschreiben. Dies verlangt von der Praxis, zwischen logischen Ebenen zu unterscheiden, auch zwischen Exemplaren und Artmodellen, also eine Typologie/Klassifikation vorzunehmen. Jedes Ding hat eine Emergenzform in einem bestimmten Raum zu einer bestimmten Zeit. Unter anderen Umständen kann es andere Emergenzformen annehmen. Insofern kann man auch den Plural verwenden und von den Emergenzen der Dinge, z.B. auch des Menschen oder von Wasser sprechen. Das Identitätsproblem wird letztlich durch die → Wandeltriade gelöst. Immer gibt es im Wandel bewahrenden Komponenten.
Riskant bleibt das Verständnis von Emergenz allemal, weil es immer eine zumindest partielle Identität zwischen den emergenten Zuständen der Dinge annimmt. Wenn man die Unterschiede fokussiert, ist bspw. 'Eis' kein 'gefrorenes Wasser' mehr sondern ein ganz anderes, neues Ding. Damit würde man in letzter Konsequenz aber alle Transformationen, Wandlungsvorgänge, Metamorphosen, Stoffwechsel ausschließen und nur noch Neuanfänge akzeptieren. Das entspricht nicht dem Wandelmodell des NTD.
lexikon, id659, letzte Änderung: 2021-05-06 10:31:24