Lexikon des NTD® und der TriPrax

Definitionen und Begriffsklärungen

Lexikon der Begriffe des Neuen Triadischen Denkens® (NTD) und der Triadischen Praxeologie(TriPrax).

Definitionen sind für das NTD® eine heikle Angelegenheit, weil sie immer nur einen bestimmten Geltungsbereich haben, der eigentlich mitkommuniziert werden sollte. Manche Grundannahmen über das triadische Denken treffen beispielsweise auch auf viele andere Arten des Denkens zu, aber eben nicht auf alle. Aussagen über die individuelle Praxis gelten für die individuelle Praxis und es sollte geprüft werden, ob sie sich auf die soziale Praxis übertragen lassen. Ggfs. sind Modifikationen erforderlich. Dies umsomehr als sich die Entwicklung des NTD im Fluß befindet; manche Lemma widerspiegeln einen älteren Stand der Theorieentwicklung und harren einer Anpassung. Viele Modelle sind gut geprüft, andere beruhen vorerst nur auf logischen Deduktionen.
"Die Werke sind nur gut, soweit sie bessere entstehen lassen." Alexander von Humboldt an Charles Darwin, 18. Sept. 1839
Es ist mit den Definitionen/Modellen/Programmen wie mit allen anderen tools: Ohne Anamnese und Diagnose der Anwendungssituation - also der Art der Praxis -, kein sinnvoller Einsatz. Immer gilt: 'Die Herrlichkeit solcher Haupt- und Grundbegriffe erscheint nur dem Gemüt, auf welches sie ihre unendliche Wirksamkeit ausüben, erscheint nur der Zeit, in welcher sie, ersehnt, im rechten Augenblicke hervortreten.' Goethe im 8. Buch von 'Dichtung und Wahrheit'
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Typen, logische =

ausführlich behandelt von Bertrand Russell und Alfred North Whitehead in ihrer Principia Mathematica (1910/1986, S.397ff.).
Im NTD werden die logischen Typen zur Konstruktion von → Ebenen (tektonische Dimension) im Denkraum herangezogen und ermöglichen den Übergang von → Strukturen zu → Architekturen.
Für Gregory Bateson, dem das NTD viele Anregungen verdankt, bildet die Typenlehre, die Russell und Whitehead zu Beginn des XX. Jahrhunderts vorgeschlagen und begründet haben, den Einstieg in die Erkenntnis- und Kommunikationstheorie überhaupt: „Unser Forschungsansatz beruht auf dem Teil der Kommunikationstheorie, den Russell die ‚Theorie der logischen Typen’ genannt hat. Die zentrale These dieser Theorie besagt, daß zwischen einer Klasse und ihren Elementen eine Diskontinuität besteht. Die Klasse kann weder ein Element ihrer selbst sein, noch kann eines ihrer Elemente die Klasse sein, da der für die Klasse gebrauchte Terminus einer anderen Abstraktionsebene – einem anderen logischen Typ – angehört, als die auf die Elemente anwendbaren Termini.“ (Ökologie des Geistes, 1983, S. 271/ Geist und Natur, 1984, S. 146)

Auch außerhalb der Fachkreise ist das von Jay Haley entwickelte Konzept des ‘Double-Bind’ bekannt geworden. Es erklärt schizophrene Phänomene als rekurrente Vertauschungen, also in der Sprache des NTD, eine 'unkontrollierte Oszillation' zwischen den ‘Ebenen’ der Kommunikation in Familiensystemen oder in dyadischen Systemen. Watzlawick/Beavin/Jackson haben diese Ideen in ihrem Bestseller ‘Menschliche Kommunikation’ aufgegriffen und in mehrere Richtungen entwickelt. Dadurch hat sich die Anwendungsbreite des Kategorienpaares weit ausgedehnt.
Als Typen logischer Ebenen und damit werden in dem Buch von Watzlawick et. al. aufgefaßt:
Das Verhältnis
• zwischen der ‘Sache’ und dem Namen der Sache,
• der ‘wörtlichen’ und der ‘übertragenen’ Bedeutung (Metapher, Ironie),
• der sprachlichen Äußerung (Namen) und Reflexionen über die Äußerung (Metakommunikation),
• der Klassifikation und Metaklassifikation (z.B. Geschwindigkeit und Beschleunigung, Art und Gattung),
• dem Lernen und dem Lernen des Lernens (und allen anderen Deuteropraxen) sowie
• der verbalen Äußerung und non-verbalen oder gestischen und mimischen ‘Äußerungen’ (den verschiedenen Kanälen der Kommunikation).
Auch N. Luhmann verwendet in seinen Arbeiten das Ebenenmodell. In seinem ‘Grundriß einer allgemeinen Theorie’ über ‘Soziale Systeme’ gibt er gleich eingangs eine explizite Einführung dieses Modells als ‘Abstraktionsschema’. (1984, S.16) In einer Skizze werden drei ‘Ebenen der Systembildung’ unterschieden. Auf der ersten Ebene liegt die ‘Systembildung’ der ‘allgemeinen Systemtheorie’: ‘Systeme’. Auf der zweiten Ebene werden die Typen ‘Maschine’, ‘Organismen’, ‘soziale Systeme’ und ‘psychische Systeme’ angeführt. Soziale Systeme werden auf einer dritten Ebene noch einmal in ‘Interaktion’, ‘Organisation’ und ‘Gesellschaften’ differenziert. „Die Unterscheidung von Ebenen soll fruchtbare Vergleichshinsichten festlegen.“ (Ebd. S. 17) Sie hat gleich allen anderen Taxonomien einen „mehr oder weniger intuitiven Ursprung“ (Ebd. S. 18) und normative Geltung: „Vergleiche zwischen verschiedenen Arten (!) von Systemen müssen sich an eine Ebene (!) halten.“ (Ebd. S. 17, ähnlich schon in der frühen 'Arbeit Interaktion, Organisation, Gesellschaft’,1975, S. 20/21) Die Unterscheidung ziwschen 'Arten' und 'Ebenen' ist nicht konsequent.

lexikon, id998, letzte Änderung: 2021-01-15 11:52:48

© 2023 Prof. Dr. phil. habil. Michael Giesecke